Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) (ZSW-Seite, Wikipedia-Eintrag) “klimafreundliche Technologien in den Bereichen Photovoltaik und Windenergie, Batterien für die Elektromobilität und stationäre Anwendungen sowie Wasserstoff” besitzt Expertise zum Thema Wasserstoff. Ich habe mal nachgefragt, wie das ZSW das Thema Wasserstoff einschätzt.
Rolle des ZSW
Das ZSW positioniert sich als Forschungseinrichtung für erneuerbare Energie. Wie arbeiten Sie mit anderen Forschungseinrichtungen zusammen?
Projektbezogen.
Wie funktioniert der Know-How-Transfer in die Wirtschaft?
Z.B. in der BW Elektrolyse durch Industrie-Workshops und Industrie-Dialog. Verbundprojekte mit Industriepartnern zu gemeinsamen Entwicklungen. Individuelle Partnerschaften zu spezifischen Entwicklungsthemen oder Produktentwicklungen.
Stellen Sie eigene Produkte her oder werden Ihre Forschungsergebnisse von Industrie-Partnern in Produkte gegossen?
Wir stellen Prototypen her, die dann von der Industrie zum Produkt weiterentwickelt und schließlich in die Serienfertigung überführt werden können. Unsere Systeme werden modular konzipiert, so dass sie für verschiedene Unternehmen passend sind.
Wer sind Ihre typischen Kunden/Partner?
Sie stammen aus dem Bereich der Zulieferindustrie (Automobil) und des Maschinen- und Anlagenbaus (Metallverarbeitende und Kunststoff-Industrie).
Wie viele Mitarbeiter hat das ZSW?
300
Power-to-Gas
Einer Ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Umwandlung von elektrischer Energie in H2 bzw. Methan. Sind Elektrolyseure inzwischen technologisch ausgereizt? Oder wo sehen Sie Entwicklungspotentiale?
Es gibt durchaus noch Luft nach oben. Vor allem bei Nutzungsgrad, Wirtschaftlichkeit, Serienfertigung und bei der Hochskalierung. Aber auch umfangreiche Praxiserfahrungen, also Feldversuche, wären wünschenswert, um die Technik unter Realbedingungen zu erproben und z.B. das Degradationsverhalten zu untersuchen.
Kann der Energieverlust bei der Elektrolyse (ca. 40%) thermisch genutzt werden (eine Art Kraft-Wärme-Kopplung)?
Ja, Wir nutzen ihn als Wärme. Trotzdem ist das Ziel, die Effizienz weiter zu verbessern, um mehr Wasserstoff pro eingesetzte Strommenge zu erzeugen.
Findet die Synthese von Methan (und komplexeren Kohlenwasserstoffen) heute schon in Deutschland in größeren Mengen statt? Spielt Ihr Institut dabei eine Rolle?
Leider wurde die Synthese von Kohlenwasserstoffen wie Methan in Deutschland wenig beachtet, da sie wirtschaftlich im Vergleich zu Erdgas nicht konkurrenzfähig war.
Die größte Anlage für erneuerbares Methan (Erdgassubstitut) steht in Werlte mit einem Methanoutput von ca. 3MW.
Wir haben einige Demonstrationsanlagen bis in den 3‑stelligen kW-Maßstab gebaut und bei der Werlte-Anlage beim Engineering und bei der Inbetriebnahme unterstützt.
Unsere Aufgaben in Werlte beschränken sich derzeit auf das Monitoring der Anlage. Wir sind Know-How-Träger im Bereich Methansynthese, haben aber aktiv keine Projekte mit Bezug Methanisierung.
Weiterhin bringen wir uns als Experten in verschiedenen Technologiebausteinen der Power-to-X-Anlagentechnik ein.
… und wie immer zuletzt ein paar persönliche Fragen:
Welches Auto fahren Sie?
Ich habe kein Auto. Ich fahre mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV
Welche Umweltsünde gönnen Sie sich?
Ab und zu in den Urlaub zu fliegen
Was sind die drei wichtigsten Entwicklungen, die Sie in den nächsten fünf Jahren auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien erwarten?
Industrielle Serienfertigung von Elektrolyseuren und Aufbau von Testkapazitäten für Elektrolyseure sowie mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für Windparks
Können Sie uns weitere interessante Gesprächspartner zum Thema Wasserstoff empfehlen?
Dr. Taj Kang, verantwortlich für das Projekt HyGeneSiS bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH.
Text: Thomas Damrau