Eine Trinkflasche, die vielseitig einsetzbar ist, keinen Abfall erzeugt und dabei hilft, weniger Plastikmüll in die Meere zu schwemmen – das wäre doch eine prima Sache, dachte sich Start-upper Stephan Mangold. Seit 2020 ist seine nachhaltige UNDA Multifunktionsflasche auf dem Markt.
Ursprünglich kommt der 36-Jährige aus Laichingen, hat aber schon vor Jahren die schwäbische Landluft gegen die Berliner Luft eingetauscht. Bereits während seines BWL-Studiums orientierte er sich in Richtung Nachhaltigkeit, Innovation und Entrepreneurship. Nach einem kurzen Ausflug in die Angestelltenwelt war klar: „Ich muss mein eigenes Ding machen!“
Woher kommt eigentlich der Name UNDA?
Den Namen zu finden war ein langer Prozess. Schließlich haben wir ein „Crowdsourcing” über eine speziell dafür konzipierte Seite “namethebottle.com” organisiert. Von dort kam der Namensvorschlag UNDA.
UNDA kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Welle“. Der Name hat also etwas mit Wasser, Bewegung und Leben zu tun. Die UNDA eignet sich demnach hervorragend als Name für unsere Mission, mit nachhaltigen Produkten einen sinnvollen Beitrag vor allem zur Vermeidung von Plastikmüll in den Meeren, Seen und Flüssen zu leisten. Wir sind deshalb zum Beispiel auch Fördermitglied von VIVA CON AGUA und unterstützen deren Mission „Wasser für alle – alles für Wasser“.
Wie entstand die Idee für die Zero-Waste-Flasche?
Die Idee trug ich schon lange in mir. Auf Backpacker-Reisen ist mir oft das Problem des Einwegmüll aufgefallen, wie zum Beispiel auf den idyllischen San Blas Inseln in Panama, wo einige noch von den Ureinwohnern der Kuna bewohnt werden. Ich war von Natur und Kultur der Menschen sehr beeindruckt. Was mich jedoch regelrecht schockiert hat, war die Tatsache, dass das Meer und die Strände von großen Mengen „Wohlstandsmüll“ verunreinigt waren, die offensichtlich nicht die Einwohner verursacht hatten, sondern durch die Meeresströmungen und den Wind auf die Inseln transportiert wurden. Dagegen wollte ich etwas unternehmen. Und dabei ist mir auch bewusst geworden, wie viel Müll man selbst produziert und welche Schäden dieser anrichtet.
Wie bist Du vorgegangen?
Im Mittelpunkt stand mein Ziel, ein alternatives Produkt zu erfinden, dass verschiedene Funktionen in sich vereint, umweltfreundlich hergestellt wird und keinen Abfall erzeugt. Es sollte also etwas sein, was es noch nicht gab. Etwas anderes als eine bekannte Trinkflasche oder ein normaler Becher.
Wichtig war mir, ein Produkt nach Öko-Design Richtlinien und mit einem einzigartigen Design als unverwechselbares Markenzeichen zu entwickeln. Deshalb habe ich mich entschieden mit einem erfahrenen Designer zusammenzuarbeiten.
Entstanden ist die UNDA: minimalistisch gestaltet, auf das Wesentliche reduziert, zeitloser Stil – so würde ich sie beschreiben.
Ich finde die Flasche sehr hübsch, und ich würde fast sagen, das ist eine Mädelsflasche.
Das haben wir auch gemerkt. Unsere Online-Kundschaft besteht zu 80 Prozent aus Frauen. Das hat zum einen mit dem Design zu tun, liegt aber auch daran, dass unter Frauen Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert hat.
Was ist das Multifunktionale?
Das 3‑in‑1 System: Flasche + Box + Becher in einem Produkt. Über diese Technologie verfügt kein anderer Wettbewerber. Die UNDA kann verwendet werden als Flasche mit Snackfach oder zum Verstauen eines Schlüssels. Man kann sie auch als Box oder Container verwenden und mit ihr unverpackt einkaufen, Früchte transportieren oder Müsli mixen. Die große Öffnung macht das alles möglich!
Wie gestaltete sich die Materialsuche?
Damit habe ich mich lange aufgehalten. Ursprünglich war der Plan, Plastik aus dem Meer zu fischen und daraus Flaschen zu machen. Am Anfang hieß sie auch noch Meerflasche. Aber: Es ist nicht erlaubt, Plastik aus dem Meer zu verwenden, weil das Produkt Lebensmittelkontakt hat. Dazu gibt es genaue Vorschriften von der EU oder auch von der FDA, die das für die USA regelt.
Auf einer Kunststoffmesse in Friedrichshafen stieß ich auf Bioplastik. Bioplastik hat den Nachteil, dass es nicht recycelbar ist, weil es ein Kunststoff ist, den Sortiermaschinen nicht erkennen.
Irgendwann war klar, dass ich Kompromisse eingehen muss. Ich entschied mich für ein Material, das häufig verwendet wird und 100 Prozent recycelbar ist. Das ist unserem Fall hochwertiges BPA-freies Polypropylen.
Produziert werden die Flaschen in der Schweiz. Warum?
Wir haben nach einem Hersteller gesucht, der in der Lage ist, zum einen unsere Technologie umzusetzen und zum anderen unsere Qualitätsvorgaben einzuhalten. Außerdem sollten die Öko-Design Richtlinien auch im Herstellungsprozess eingehalten werden. In dem Unternehmen Innique aus Grüningen in der Nähe von Zürich haben wir genau den richtigen Partner gefunden. In der Produktion werden dort 100 Prozent erneuerbare Energien eingesetzt und es bestehen faire Arbeitsbedingungen. Die Trinkflaschen werden in einer Inklusionswerkstatt zusammengeschraubt. Dies alles geschieht lokal ohne große Transportwege.
Für ein Start-up braucht es einen langen Atem. Warst Du auch mal kurz davor aufzugeben?
Die Coronazeit machte es mir fast unmöglich zu expandieren, obwohl es genau dafür an der Zeit gewesen wäre. Wir wussten, wir mussten jetzt größer denken und eine gewisse Bekanntheit erlangen. Viele Business Cases konnte ich aber wegen Corona nicht verfolgen. Das war ein wenig deprimierend.
Aber Du bist ja noch da, Du hast durchgehalten.
Ja genau, ich verfüge offenbar über einen besonders langen Atem.
Wo stehst Du jetzt?
Wir sind auf der Suche nach neuen Kundengruppen und konzentrieren uns auf B2B Sales. Um die Bekanntheit anzukurbeln, waren wir auf der Veggie World. Und wir haben Influencer-Aktionen über Instagram am Laufen. Doch der Fokus liegt auf B2B, also auf Firmen. Da sehe ich viel Potenzial.
Schließlich habe ich mit dem Schweizer Hersteller verschiedene Zertifikate angedacht. Cradle To Cradle würde gut zu uns passen. Dazu bin ich bereits in Kontakt mit EPEA. Aber das ist im Moment noch eine Kostenfrage.
Zu guter Letzt unser kleiner neckar-alb.blog Fragebogen an Stephan Mangold
Welcher Drink kommt in Deine persönliche UNDA Flasche?
Ein paar Scheiben Zitrone und Wasser. Kann man auch gut nachfüllen, der Geschmack hält lange an.
Welches Auto fährst Du?
Ich habe kein Auto. Ich fahre mit dem Zug.
Welche Biosünde gönnst Du Dir?
Ab und zu esse ich Fleisch. Flexitariermäßig.
Wie sieht die Welt von morgen aus?
Ich hoffe friedlicher und dass die Nachhaltigkeit immer wichtiger wird und immer mehr an Präsenz gewinnt.
Eine nachhaltige Themenempfehlung?
Da fällt mir spontan Rüdiger Nehberg ein.
Text: Elke Schwarzer Fotos: UNDA
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung – auch bekannt als Global Goals – sind ein Plan zur Beseitigung von Armut und Hunger und zur Bekämpfung von Ungleichheit, Ungerechtigkeit sowie des Klimawandels bis 2030. Sie gelten für alle Staaten der Welt: Industrie‑, Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie machen deutlich, dass wir eine gemeinsame Verantwortung für die Welt tragen.
Mit UNDA setzt sich Stephan Mangold für die Erreichung folgender SDG- Ziele ein: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen (6), nachhaltiger Konsum und Produktion (12), Maßnahmen zum Klimaschutz (13), Leben unter Wasser (14), Leben an Land (15) und Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (17).
Werde ich mir auch besorgen.