Pappe, beschichtete Materialen oder doch Folien aus Kunststoff? Nachhaltig Verpacken ist eine komplexe Angelegenheit. Davon wussten Hersteller als auch Vertreter der Abfallwirtschaft in einem Webinar des Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, in Zusammenarbeit mit dem Recycling Magazin, zu berichten.
Die Agentur Pacoon beschäftigt sich mit Nachhaltigkeitskonzepten für Verpackungen.
Geschäftsführer Peter Désilets präsentierte zu Beginn des Events unter anderem eine Systemlösung für Haushaltsgeräte von Bosch und Versandverpackungen, bei denen Plastik und Styropor durch Papier und Pappe ersetzt wurden.
Samira Tanko leitet das Marketing von Denttabs, einem Unternehmen, das alternativ zu Zahnpasta Zahnputztabletten herstellt. In den Anfängen boten sie ihr Produkt in PE-Verpackungen an. Heute gibt es die Tabletten in beschichteten Papiertütchen. Denttabs arbeitet daran, vollständig auf kompostierbare Verpackung umzustellen.
Eine gewitzte Idee hatte der Leiter Nachhaltigkeit und Verpackungsentwicklung von Frosta parat: Verpackpapier, das als Backpapier verwendet werden kann. „Bei der Papierverpackung erstellte ich einen ökobilanziellen Vergleich zu Kunststoffverpackung, um den Unterschied in Bezug auf Energie‑, Wasserverbrauch aber auch bezüglich Emissionen und Toxizität auf den Menschen und die Umwelt zu ergründen“, erklärt Urban Buschmann.
„Darüber hinaus war für mich der Zweitnutzen wichtig. Daher befindet sich bei dieser Verpackung produktseitig nur Papier und keine Polymere oder eine Kunststoffschicht jeglicher Art.“ Nach dem ersten Benutzen könne der Beutel aufgefaltet werden und passe fast genau auf ein Backblech als Backpapier. „Durch den Zweitnutzen sinkt die CO₂-Emission direkt um mindestens 50 Prozent, und recyclen oder kompostieren kann man es immer noch.“ Die Backpapierfunktion sei „super und viele Male ausprobiert“, allerdings werde es auf der Verpackung noch nicht empfohlen, da offizielle Laboruntersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.
Am Ende sind Abfallwirtschaftler diejenigen, deren Aufgabe es ist, bestmögliche Recyclingzyklen zu kreieren. Dabei stoßen sie aber auch auf Materialien, die schlecht wiederverwertbar sind. Es überrascht also nicht, dass Stefan Böhme als Betreiber der Böhme GmbH Wertstofferfassung im fränkischen Rehau ein bisschen Öl ins Feuer goss. So seien Papier-Verbundverpackungen im Absatz problematisch. Je nach Sortierqualität und Rahmenbedingungen sind lediglich zwei bis acht Prozent Sortierung möglich.
Die gesetzlichen Recyclingziele erfüllen hingegen polyolefine Kunststoffe wie PE oder PET-Flaschen, Weißblech, Getränkekartons und Aluminium. Manche ökologisch anmutende Verpackung sei im industriellen Maßstab nicht recyclingfähig: Dazu gehören etwa Steingutflaschen oder bei Käseverpackungen verwendete Holzverpackungen. Grundsätzlich erschweren oder verhindern Materialmischungen das Recycling: Als Beispiel nennt Böhme Plastikjoghurtbecher, die mit einer Papierbanderole umhüllt sind. Des Weiteren sollten „exotische“ Werkstoffe vermieden werden: Filz zählt dazu oder auch Netze, die sich gerne in den Sortiermaschinen verfangen und so den Ablauf stören. Schließlich sollten Unternehmen stets hinterfragen, ob es industrielle Mengen, eine Logistik und einen Verwerter für die in Frage kommende Verpackung gibt. Mit dafür Sorge zu tragen, dass der Verbraucher erkennt, wie er die Verpackung richtig entsorgen muss, etwa durch Aufdrucke oder Etiketten, sei der Sache ebenfalls dienlich.
Das sehr informative Webinar sei jedem empfohlen, der sich beruflich mit nachhaltigem Verpacken beschäftigt, aber auch Konsumenten, die mit dem neu gewonnenen Wissen den nächsten Supermarkteinkauf nachhaltiger angehen können.
Die Aufzeichnung des Webinars finden Sie hier.
Elke Schwarzer
Foto: Urban Buschmann
Ich finde die Idee toll und würde die Verpackung auf jeden Fall wieder verwenden! Außerdem würde man Geld sparen für das Backpapier, welches man nicht zusätzlich kaufen müsste.