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Aus Verpackpapier mach Backpapier

Lese­dau­er 2 Minu­ten

Pap­pe, beschich­te­te Mate­ria­len oder doch Foli­en aus Kunst­stoff? Nach­hal­tig Ver­pa­cken ist eine kom­ple­xe Ange­le­gen­heit. Davon wuss­ten Her­stel­ler als auch Ver­tre­ter der Abfall­wirt­schaft in einem Web­i­nar des Bun­des­ver­band Nach­hal­ti­ge Wirt­schaft, in Zusam­men­ar­beit mit dem Recy­cling Maga­zin, zu berichten.

Die Agen­tur Pacoon beschäf­tigt sich mit Nach­hal­tig­keits­kon­zep­ten für Verpackungen.

Geschäfts­füh­rer Peter Dési­lets prä­sen­tier­te zu Beginn des Events unter ande­rem eine Sys­tem­lö­sung für Haus­halts­ge­rä­te von Bosch und Ver­sand­ver­pa­ckun­gen, bei denen Plas­tik und Sty­ro­por durch Papier und Pap­pe ersetzt wurden.

Sami­ra Tanko lei­tet das Mar­ke­ting von Denttabs, einem Unter­neh­men, das alter­na­tiv zu Zahn­pas­ta Zahn­putz­ta­blet­ten her­stellt. In den Anfän­gen boten sie ihr Pro­dukt in PE-Verpackungen an. Heu­te gibt es die Tablet­ten in beschich­te­ten Papier­tüt­chen. Denttabs arbei­tet dar­an, voll­stän­dig auf kom­pos­tier­ba­re Ver­pa­ckung umzustellen.

Eine gewitz­te Idee hat­te der Lei­ter Nach­hal­tig­keit und Ver­pa­ckungs­ent­wick­lung von Fros­ta parat: Ver­pack­pa­pier, das als Back­pa­pier ver­wen­det wer­den kann. „Bei der Papier­ver­pa­ckung erstell­te ich einen öko­bi­lan­zi­el­len Ver­gleich zu Kunst­stoff­ver­pa­ckung, um den Unter­schied in Bezug auf Energie‑, Was­ser­ver­brauch aber auch bezüg­lich Emis­sio­nen und Toxi­zi­tät auf den Men­schen und die Umwelt zu ergrün­den“, erklärt Urban Buschmann.

„Dar­über hin­aus war für mich der Zweit­nut­zen wich­tig. Daher befin­det sich bei die­ser Ver­pa­ckung pro­dukt­sei­tig nur Papier und kei­ne Poly­me­re oder eine Kunst­stoff­schicht jeg­li­cher Art.“ Nach dem ers­ten Benut­zen kön­ne der Beu­tel auf­ge­fal­tet wer­den und pas­se fast genau auf ein Back­blech als Back­pa­pier. „Durch den Zweit­nut­zen sinkt die CO₂-Emission direkt um min­des­tens 50 Pro­zent, und recy­clen oder kom­pos­tie­ren kann man es immer noch.“ Die Back­pa­pier­funk­ti­on sei „super und vie­le Male aus­pro­biert“, aller­dings wer­de es auf der Ver­pa­ckung noch nicht emp­foh­len, da offi­zi­el­le Labor­un­ter­su­chun­gen noch nicht abge­schlos­sen sind.

Am Ende sind Abfall­wirt­schaft­ler die­je­ni­gen, deren Auf­ga­be es ist, best­mög­li­che Recy­cling­zy­klen zu kre­ieren. Dabei sto­ßen sie aber auch auf Mate­ria­li­en, die schlecht wie­der­ver­wert­bar sind. Es über­rascht also nicht, dass Ste­fan Böh­me als Betrei­ber der Böh­me GmbH Wert­stoff­er­fas­sung im frän­ki­schen Rehau ein biss­chen Öl ins Feu­er goss. So sei­en Papier-Verbundverpackungen im Absatz pro­ble­ma­tisch. Je nach Sor­tier­qua­li­tät und Rah­men­be­din­gun­gen sind ledig­lich zwei bis acht Pro­zent Sor­tie­rung möglich.

Die gesetz­li­chen Recy­cling­zie­le erfül­len hin­ge­gen poly­o­le­fi­ne Kunst­stof­fe wie PE oder PET-Flaschen, Weiß­blech, Geträn­ke­kar­tons und Alu­mi­ni­um. Man­che öko­lo­gisch anmu­ten­de Ver­pa­ckung sei im indus­tri­el­len Maß­stab nicht recy­cling­fä­hig: Dazu gehö­ren etwa Stein­gut­fla­schen oder bei Käse­ver­pa­ckun­gen ver­wen­de­te Holz­ver­pa­ckun­gen. Grund­sätz­lich erschwe­ren oder ver­hin­dern Mate­ri­al­mi­schun­gen das Recy­cling: Als Bei­spiel nennt Böh­me Plas­tik­jo­ghurt­be­cher, die mit einer Papier­ban­de­ro­le umhüllt sind. Des Wei­te­ren soll­ten „exo­ti­sche“ Werk­stof­fe ver­mie­den wer­den: Filz zählt dazu oder auch Net­ze, die sich ger­ne in den Sor­tier­ma­schi­nen ver­fan­gen und so den Ablauf stö­ren. Schließ­lich soll­ten Unter­neh­men stets hin­ter­fra­gen, ob es indus­tri­el­le Men­gen, eine Logis­tik und einen Ver­wer­ter für die in Fra­ge kom­men­de Ver­pa­ckung gibt. Mit dafür Sor­ge zu tra­gen, dass der Ver­brau­cher erkennt, wie er die Ver­pa­ckung rich­tig ent­sor­gen muss, etwa durch Auf­dru­cke oder Eti­ket­ten, sei der Sache eben­falls dienlich.

Das sehr infor­ma­ti­ve Web­i­nar sei jedem emp­foh­len, der sich beruf­lich mit nach­hal­ti­gem Ver­pa­cken beschäf­tigt, aber auch Kon­su­men­ten, die mit dem neu gewon­ne­nen Wis­sen den nächs­ten Super­markt­ein­kauf nach­hal­ti­ger ange­hen können.

Die Auf­zeich­nung des Web­i­nars fin­den Sie hier.

Elke Schwar­zer

Foto: Urban Buschmann

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Marvin Jens
1 Jahr zuvor

Ich fin­de die Idee toll und wür­de die Ver­pa­ckung auf jeden Fall wie­der ver­wen­den! Außer­dem wür­de man Geld spa­ren für das Back­pa­pier, wel­ches man nicht zusätz­lich kau­fen müsste.