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Handgepflückte Erfrischung: ein Holunderblütenwunder!

Lese­dau­er 3 Minu­ten

Seit mehr als 40 Jah­ren gibt es in Tübin­gen ein klei­nes Fami­li­en­un­ter­neh­men namens Holun­der­Blü­ten­Wun­der. Aus hand­ge­pflück­ten Holun­der­blü­ten stellt es köst­li­che Siru­pe her, die regio­nal, vor­nehm­lich an die Gas­tro­no­mie, ver­trie­ben werden.

Am Anfang tin­gel­te Vater Robert Dei­mel jeden Som­mer über den Tübin­ger Markt­platz und bot eis­ge­kühl­te Geträn­ke aus dem aro­ma­ti­schen Sirup an, her­ge­stellt nach einem alten Fami­li­en­re­zept von Oma Mar­tha. Cafés und Gast­stät­ten wur­den auf­merk­sam; das Geschäft ent­wi­ckel­te sich prächtig.

„Unse­re Holun­der­blü­ten sind bio­zer­ti­fi­ziert. Dafür gibt es wenig Anbie­ter. Wir muss­ten lan­ge danach suchen, bis wir schließ­lich am Boden­see fün­dig wur­den“, sagt Toch­ter Male­na Medam. Denn das gehö­re für sie zum nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­ten dazu: Bio­zu­ta­ten, soweit mög­lich regio­nal bezo­gen. Für die Fri­sche sor­gen Bio­zi­tro­nen aus Ita­li­en. Nach­hal­tig­keit vor Schön­heit ist eine wei­ter Devi­se: Ger­ne hät­te die 38-Jährige für das Abfül­len hüb­sche­re Glas­fla­schen, doch natür­lich setzt Holun­der­Blü­ten­Wun­der Pfand­fla­schen ein, und da sei die Aus­wahl lei­der sehr begrenzt und wenig ansprechend.

Toch­ter Male­na Medam und Vater Robert Dei­mel
Foto: Holun­der­Blü­ten­Wun­der

Sozia­les Han­deln fließt selbst­ver­ständ­lich in die Phi­lo­so­phie ein: Ein Teil des jähr­li­chen Gewin­nes geht als Spen­de an sozia­le Pro­jek­te. „Für mich gehört die per­sön­li­che Kun­den­pfle­ge eben­so dazu wie auch ein sozia­les Mit­ein­an­der inner­halb der Fir­ma. Wich­tig ist, dass es mensch­lich stimmt und es uns allen gut geht.“ Letz­ten Som­mer gab es auf­grund der Pan­de­mie einen gro­ßen Umsatz­ein­bruch. Man hof­fe nun auf eine bes­se­re Saison.

Ein Fir­men­leit­satz lau­tet: Keep it simp­le. „Unser Port­fo­lio ist mit vier ver­schie­de­nen Sirup­sor­ten bewusst über­sicht­lich gehal­ten. Für uns steht im Fokus: bes­te Qua­li­tät und Fri­sche­ge­schmack, auf der Basis von über die Jah­re ver­fei­ner­te Rezep­te. Zu unse­rem 40jährigen Jubi­lä­um 2019 kre­ierten wir zusätz­lich ein edles Tröpf­chen: Eine Art Holun­der­blü­ten­schaum­wein in tra­di­tio­nel­ler Fla­schen­gä­rung. Die Men­schen rann­ten uns die Bude ein. Der­zeit ist unse­re Bio-HolunderBlütenPerle wie­der in der neun­mo­na­ti­gen Fla­schen­gä­rung für die Sai­son 2022.“

Siru­pe aus fri­schen Holun­der­blü­ten haben im Ver­kauf Sel­ten­heits­wert. Denn die Ern­te ist ganz schön kniff­lig. „Am bes­ten ern­tet man die Blü­ten, wenn es heiß und tro­cken ist. Sie müs­sen à point gepflückt wer­den: Sind die Blü­ten noch ver­schlos­sen, ist es zu früh für die Ern­te, sind sie schon stark am Blü­hen, ist es zu spät, weil die Pol­len bereits ver­flo­gen sind. Die Pol­len aber sind die Geschmacks­trä­ger, ohne sie ist das Aro­ma eine fade Angelegenheit.“

Holun­der ist zudem gesund und wird seit jeher als Haus­mit­tel ein­ge­setzt, etwa bei Erkäl­tungs­krank­hei­ten. Er soll ent­zün­dungs­hem­men­de und schmerz­stil­len­de Wir­kung haben. Die Bee­ren sind reich an Vit­amin C und B. Auf­grund sei­ner gro­ßen Heil­wir­kung zoll­te man frü­her dem Holun­der­baum Respekt: Es gab den Brauch, vor ihm den Hut zu ziehen.

Wenn der Holun­der blüht, machen sich vie­le auf, Dol­den zu sam­meln und ihren eige­nen Sirup her­zu­stel­len. Damit ein haus­ge­mach­ter Sirup mit Fri­sche­kick gelingt, hat Male­na Medam einen ein­fa­chen Tipp parat: „Weni­ger Zucker neh­men als das Rezept vor­gibt, dafür mehr Blü­ten und mehr Zitrone!“



Zu guter Letzt unser klei­ner neckar-alb.blog Fra­ge­bo­gen an Male­na Medam.

Wel­ches Auto fah­ren Sie?

Einen Ford Focus

Wel­che klei­ne Bio­sün­de gön­nen Sie sich?

Dass ich ein Auto habe. Ich habe auch sehr mit dem Kauf geha­dert. Aber wegen des Kin­des ent­schie­den wir uns dafür. Eigent­lich ein Wider­spruch in sich, eine Fami­lie zu grün­den und sich dann ein Auto zu kaufen.

Wie sieht die Welt von mor­gen aus?

Nicht rosig. Die Vor­stel­lung von Zukunft macht mir manch­mal ziem­lich Angst. Doch die Hoff­nung stirb zuletzt. Und die guten Taten zählen.

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Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft, in Tübin­gen macht das Streuobst-Solawi. Ansprech­part­ner ist Her­mann Kley. Ich fin­de das Solawi-Konzept toll: Mit­glie­der ver­pflich­ten sich, land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­te eines Hofes abzu­neh­men. Es ist regio­nal, und die Anbau­er haben einen fes­ten Lohn und kön­nen bes­ser planen.

Elke Schwar­zer

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